87  Menschen- und Schimpansen- Genom
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Der Unterschied im Genom zwischen Menschen und Schimpansen wurde bisher mit 1,5 bis 2% angegeben. Der Molekularbiologe Roy J. Britten fand jedoch heraus, dass der Unterschied nahezu 5% beträgt, wenn man auch Insertionen (Einfügungen) und Deletionen (Vernichtungen) mit berücksichtigt. Das bedeutet, dass mindestens 75 Millionen "richtige" Mutationen nötig gewesen wären, um aus einem gemeinsamen Vorfahren einen modernen Menschen und einen Schimpansen zu machen. Selbst wenn in einer dieser Populationen jedes Jahr (!) eine vorteilhafte Mutation hinzugekommen wäre, so wären insgesamt 75 Millionen Jahre nötig gewesen (während die Entwicklung der Menschheit angeblich bloss 2 Millionen Jahre gedauert haben soll). Nach Schätzungen des Genetikpioniers J.B.S. Haldane wären realistischerweise sogar mindestens 2,5 Milliarden Jahre notwendig gewesen.



Bisher war bekannt, dass der Unterschied im Genom zwischen Affe und Mensch zwischen 1,5 und 2% beträgt, sodass es angeblich naheliege, eine Verwandtschaft zwischen Affen und Menschen zu vermuten. Roy J. Britten fand nun jedoch heraus, dass der Unterschied nahezu 5% beträgt, wenn man auch Insertionen (Einfügungen) und Deletionen (Löschungen) berücksichtigt (1) (2). Es könnte ausserdem gut sein, dass noch grössere Unterschiede gefunden werden, denn bisher hat man erst einen kleinen Bruchteil des ganzen Genoms verglichen. Von den insgesamt 3 Milliarden Basenpaaren im menschlichen Genom wurden bis im Jahr 2008 etwa eine Million verglichen.


Unterschiede zwischen Menschen- und Schimpansen-Genom:


1)  Der Mensch hat 23 Chromosomenpaare, der Schimpanse hat 24.

2)  An den Enden jedes Chromosoms gibt es besondere Sequenzen, die man Telomere nennt. Bei den Affen sind es etwa 23 Kilobasenpaare, beim Menschen nur deren 10.

3)  Während 18 Chromosomenpaare praktisch identisch sind, befinden sich in den Chromosomen 4, 9 und 12 die Gene und Markierungen in einer anderen Reihenfolge.

4)  Das Y-Chromosom hat eine andere Grösse und viele Markierungen, die nicht übereinstimmen.

5)  Im Chromosom 21 gibt es grosse Regionen, die komplett unterschiedlich sind.

6)  Das Schimpansengenom ist 11,5% grösser als das menschliche Genom...!


Das Genom der Schimpansen ist 11,5 % grösser als das des Menschen (3), wie soll da eine Differenz von nur 1,5 bis 2 Prozent entstehen? Die tatsächliche Ähnlichkeit des Menschen- und Schimpansen-Genoms ist noch nicht bekannt (4).

Zu diesem Thema empfiehlt sich das Buch "Genetic Entropy & the Mystery of the Genome", das der Genetiker John C. Sanford im Jahr 2005 veröffentlicht hat. Sanford zeigt, dass das Genom mit der Zeit immer mehr Information verliert, bis die betreffende Art ausstirbt.


Haldanes Dilemma:

Wenn in einer Population eine nützliche Mutation vorkommt, müssen möglichst viele Kopien davon verbreitet werden, damit die Evolution weitergehen kann. Mit anderen Worten müssen die Individuen, die diese Mutation noch nicht enthalten, ersetzt werden. Die Geschwindigkeit, womit dies geschehen kann, ist jedoch begrenzt. Einer der Hauptfaktoren für die Begrenzung ist die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der betreffenden Art. Für eine menschenähnliche Art mit einer Generationenzeit von 20 Jahren und einer tiefen Reproduktionsrate pro Individuum ist die Weiterverbreitung einer Mutation in der Population extrem langsam (5).

John B.S. Haldane (1892-1964) ist einer von drei Begründern der modernen Populationsgenetik. In einer einfachen Überschlagsrechnung ging er davon aus, dass es eine Population von 100'000 Vorfahren gegeben haben könnte, in der ein Männchen und ein Weibchen gleichzeitig (!) eine so vorteilhafte Mutation erhielten, dass sie alle anderen überlebten (was an sich bereits sehr unwahrscheinlich ist). Der ganze Rest (alle übrigen 99'998) der Population starb aus, und das überlebende Paar konnte die ganze Population wiederherstellen. Dieser Prozess müsste sich im Verlauf von 10 Millionen Jahren in jeder Generation (also alle 20 Jahre) wiederholt haben, damit 500'000 (10'000'000 / 20) vorteilhafte und perfekt abgestimmte Mutationen in die Population hineinkommen konnten. Diese 500'000 Mutationen würden jedoch erst 0,02% der erforderlichen 5% ausmachen. Wenn realistischere Raten von Fitness/Selektion und Populationserneuerung angenommen werden, reichen selbst 2,5 Milliarden Jahre bei Weitem nicht aus.

1960 wurde Haldanes Dilemma diskutiert, doch seither ist es in den Fachzeitschriften kein Thema mehr (6). Das mag damit zusammenhängen, dass die mathematische Modellierung solcher populationsgenetischer Prozesse extrem komplex ist. Heute konzentriert sich die Forschung primär auf die Erhebung der Anzahl vorteilhafter Mutationen, die tatsächlich feststellbar sind. Für weiterführende Berechnungen fehlen bis heute wichtige Grundlagen.

1992 hat der bekannte Evolutionsgenetiker George C. Williams bemerkt: "Die Zeit ist gekommen für eine neue Diskussion und die experimentelle Inangriffnahme von Haldanes Dilemma" (7). Der Appell hatte offenbar keine Wirkung auf seine Kollegen. Immerhin hat Walter ReMine 1993 eine umfangreichere Arbeit publiziert, worin er die Angelegenheit im Einzelnen untersuchte (8). Er hat am Thema weitergearbeitet, seine Argumente verfeinert und Versuche der Vernebelung durch Evolutionisten behandelt. Leider ist es bis heute zu keinem ernsthaften Disput darüber gekommen. ReMine hält fest, dass Haldanes Dilemma noch nie gelöst, sondern lediglich vertuscht, entstellt und voreilig beiseitegewischt wurde (9).


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(1)  Roy John Britten, Divergence between samples of chimpanzee and human DNA sequences is 5% counting indels, Proc. Nat. Acad. Sci., 99, USA, 2002, S. 13633-13635.

(2)  David A. DeWitt, 98% Chimp/human DNA similarity? Not any more, Technical Journal 17/1, 2003, S. 8-10.

(3)  CRSQ 45/4, 2009, Seiten 242-243.

(4)  Chimpanzee Sequencing and Analysis, Consortium (CASC). 2005. Initial sequence of the chimpanzee genome and comparison with the human genome. Nature. 437:69–87.

(5)  John Burdon Sanderson Haldane, The cost of natural selection, Journal of Genetics 55, 1957, S. 511-524.

(6)  Don Batten, Haldane´s Dilemma has not been solved, Technical Journal 19/1, 2005, S. 20-21.

(7)  George Christopher Williams, Natural Selection: Domains, Levels and Challenges, Oxford University Press, NY, 1992, S. 143-144.

(8)  Walter J. ReMine, The Biotic Message, St. Paul Science, St. Paul, MN, 1993.

(9)  Walter J. ReMine, Cost theory and the cost of substitution - a clarification, Technical Journal 19/1, 2005, S. 113-125.



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